logo im Lauertal

Sein Dank- und Abschiedswort am Pfarreiengemeinschaftstag, 10.10.2021 in Poppenlauer

Liebe Mitfeiernde, liebe Mitchristen unserer Pfarreiengemeinschaft im Lauertal, liebe Gäste!

Verabschiedung aus einer Gemeinde, aus einer Pfarreiengemeinschaft - ja, das kenne ich, das hatte ich schon andernorts. 

Verabschiedung in den Ruhestand, das ist neu für mich, das ist ungewohnt, das ist im Leben einmalig - und kann daher auch nicht wirklich eingeübt werden. Allenfalls eine Vorahnung bekam ich, als ich mir 2015/16 ein Sabbatjahr gönnte mit viel alternativer, Klima und Wohlbefinden zu Gute kommender handwerklicher Arbeit am eigenen Haus in Sachen energetischer Sanierung. 

Nachdem für mich klar war, dass der Zeitpunkt für diesen neuen Lebensabschnitt feststeht, habe ich gewissermaßen innerlich einen Abschied auf Raten erlebt: der letzte dienstlich mitgestaltete Weihnachtsfestkreis,  Jahreswechsel, Osterfestkreis, die letzte verantwortete Erstkommunion- und Firmvorbereitung mit den entsprechenden Feiern und vieles mehr, was so zu meinen Aufgaben gehörte. Ein paar Dinge stehen noch aus. Da wird es mir ähnlich gehen. 

Am letzten Mittwoch tagte noch einmal unser Koordinierungsausschuss. Für alle Nicht-Insider: Das ist bei uns eine Zusammenkunft der Hauptamtlichen mit Vertreterinnen/Vertretern aus unseren neun Orten, die miteinander für ca. ein halbes Jahr eine Gottesdienst-Planvorlage besprechen und untereinander abstimmen. An diesem für mich exemplarischen Detail unserer Pfarreiengemeinschaft möchte ich kurz skizzieren, was ich hier erlebt habe und was mir wichtig geworden ist und auch Hoffnung für eure gemeinsame Zukunft im nunmehr Pastoralen Raum Münnerstadt gibt - und was viel mit unserem Thema heute zu tun hat: „Ihr alle seid einer in Christus Jesus“.

Als ich am 1. September 2016 meinen Dienst hier bei euch unter eurem langjährigen Pfr. Manfred Finger, mit dem ich mich sehr gut verstand, antrat, war noch fast so etwas wie ein ‚Ost-West-Feeling‘ zu spüren - „wir hier und die da drüben“. Gemeint waren die vier Orte, die zur vormaligen Seelsorgseinheit Poppenlauer gehörten, und die fünf Orte, die zur anderen Seelsorgseinheit Thundorf gehörten. Es gab für beide Bereiche weiterhin zwei sehr unterschiedliche Pfarrbriefe, nur der Thundorfer Teil hatte auch eine Homepage. Das empfand ich als schwierig und nicht zielführend - denn immerhin bestand bereits sechs Jahre, zumindest auf dem Papier, eine „Pfarreiengemeinschaft im Lauertal“. Da wollte und konnte ich was ändern - aber nur durch euer Mitgehen konnte das gelingen! Ich durfte spüren, dass wir schrittweise immer mehr zu dem wurden, was da auf dem Papier stand.

Nach einer für mich sehr herausfordernden Zwischenzeit nach dem Weggang von Pfr. Finger kam unser Pfr. Peter Rüb 2018. Wir hatten uns am Pfarrhaus verabredet, dessen Renovierung übrigens Karin Kutschenreiter und ich zuvor in die Hand nahmen, weil uns das Bauamt nicht wirklich unterstützte. Als ich kam, stand er schon mit seinem E-Auto da - und ich kam mit meinem kleinen, dreirädrigen E-Auto. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch längst nicht einen Pfarrer mit E-Auto erwartet. Allein dieser Umstand gab mir das Gefühl: das passt, das kann richtig gut werden, da tickt offenbar einer ähnlich wie du! Und, lieber Peter, du hast mich da nicht enttäuscht, im Gegenteil!

An dieser Stelle komme ich zurück zu unserem Koordinierungsausschuss. Nachdem ich nun schon ein bisschen ‚den Laden‘ kannte, der Chef eher noch nicht, habe ich für das erste gemeinsame Treffen dieses Gremiums eine mögliche Gottesdienstvorlage erstellt. Für den mitarbeitenden Priester vor ihm bei uns war das eine nicht übertragbare, ‚hoheitliche‘ Sache, die er niemals an mich abgetreten hätte. Bis jetzt war es aber nun meine Aufgabe. Ich möchte das Pauluswort aus unserer Lesung daher noch ein wenig im Sinn des Autors erweitern und in unsere Zeit übertragen: „Es gibt nicht mehr Mann und Frau, Oben und Unten, Priester und Laien, große und kleine Gemeinden oder Pfarreiengemeinschaften, evangelisch und katholisch. Ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ Ein Schlagwort unserer Tage kam mir dazu in den Sinn: „auf Augenhöhe“. Unser Koordinierungsausschuss ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür, dass das tatsächlich gelingen kann. Hier begegnen wir uns auf Augenhöhe. Die kleineren Orte haben das selbe Recht auf ein Gottesdienst¬angebot wie die großen. Niemand versucht, dem anderen etwas streitig zu machen oder ‚mehr‘ durchsetzen zu wollen. Es gab und gibt kein ‚Hauen und Stechen‘ z.B. um mehr Messfeiern oder die besten Zeiten. Sehr wohltuend! Am Mittwoch habe ich am Schluss daher für einen entspannten Abend allen Teilnehmenden gedankt.

Dieses „auf Augenhöhe“ habe ich auch im ganzen Seelsorgeteam und mit unseren Beschäftigten in den Pfarrbüros des nun definierten Pastoralen Raums Münner¬stadt erlebt - und das gibt mir die Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zukunft für euch in diesem Raum! Erst Recht, wenn hoffentlich aus dem aktuellen „Syno¬dalen Weg“ in Deutschland dringend notwendige Reformen in unserer Kirche greifen, wofür wir alle beten sollten, damit diese Kirche tatsächlich eine geisterfüllte Zukunft hat.

Und schließlich will ich ganz ausdrücklich und mit ganz viel Dankbarkeit im Herzen das „auf Augenhöhe“ und „ihr alle seid einer in Christus Jesus“ benennen im Blick auf unsere evangelischen Mitchristen. Ich habe mich sehr in diesen Jahren über unsere ökumenische Gemeinschaft gefreut, über unsere respektvolle und von gegenseitiger geschwisterlicher Annahme getragenen Zusammenarbeit, für mich insbesondere im KiTa-Bereich, bei Schulgottesdiensten oder im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Liebe Elfriede und Susanne, lieber Stefan ganz lieben und herzlichen Dank dafür! Auch das war, wie so vieles hier, ein Geschenk für mich - und Zeichen dafür, wie eine gemeinsame christliche Kirche in versöhnter Verschiedenheit aussehen könnte! Gebe Gott, dass wir dahin kommen!

Es wäre noch vieles zu sagen zu diesem Anlass, aber es gab schon genug Worte, und viele haben sicher mindestens etwas Durst.

Zusammenfassend will ich ganz herzlich allen danken und ein tief empfundenes Vergelt‘s Gott sagen, die mich vor fünf Jahren freundlich, wohlwollend, neugierig auf- und angenommen haben, mit denen ich gut und vertrauensvoll - ich denke, das war beidseitig so - zusammenarbeiten konnte und durfte in vielen Bereichen der Pastoral und unseres Gemeindelebens. Für uns alle war sehr schmerzlich der Einschnitt durch Corona. So vieles brach plötzlich weg, wurde eingeschränkt. Wir waren z.B. gerade dabei, uns über Familiengottesdienste stärker Gedanken zu machen, gar um eine dazu passende Musikgruppe. Ich ahnte, dass dieser Zustand bis gegen Ende meiner Dienstzeit anhalten würde, habe das auch mehrfach gesagt. Leider ist tatsächlich noch nicht alles in Sachen Pandemie vorbei.

Ich danke auch allen, die vielleicht ein Problem mit mir, mit manchen meiner Aussagen in einer Predigt, einem Text oder mit einem etwas längeren Gottesdienst hatten - und mich einfach nur ertragen haben. Es ist völlig klar und bleibt wahr: „Allen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann!“ Wichtig ist, dass wir respektvoll „auf Augenhöhe“ bleiben und uns immer wieder vergewissern: Wir alle sind einer in Christus Jesus.

Dieser Rahmen heute ist der für meine ‚offizielle‘ Verabschiedung aus dem kirchlichen Dienst in den Ruhestand. Auf einer persönlichen ‚Abschiedstour‘ werde ich mich an den letzten drei Samstagen und Sonntagen noch im Rahmen einer Wort-Gottes-Feier in unseren einzelnen Ortsgemeinden jeweils verabschieden.

Mein Wunsch an euch: Bleibt auf Augenhöhe, bleibt in dem Bewusstsein, eins zu sein in Christus Jesus, bleibt so gesund wie möglich und für- und miteinander engagiert und unterwegs - und Gott befohlen! Alles Gute!

Christof Bärhausen, Pastoralreferent

­